BERICHT EXPERTENTELEFON \"Sportunfälle\" am 15.09.2011

Gesund – aber auch gefährlich

Expertentipps: So können Freizeitsportler ihre Risiken minimieren

Ob im Verein, beim Betriebssport, auf Skiern oder am Sonntag auf dem Bolzplatz: Millionen Bundesbürger bewegen sich regelmäßig und tun damit etwas für ihre Gesundheit. Allerdings passieren beim Freizeitsport auch tagtäglich Unfälle und Verletzungen. Zahlreiche Sportler behalten danach schwere Schäden zurück oder kommen sogar in finanzielle Not, weil sie ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Wie können Hobby-Athleten ihre diesbezüglichen Risiken minimieren? Der Informationsbedarf bei unserem Expertentelefon war groß. Eine Versicherungsjuristin und zwei Versicherungsexperten gaben Tipps, ein Sportmediziner – der Mannschaftsarzt des 1. FC Nürnberg – informierte über das „richtige“ Sporttraining.

Viele Sportverletzungen geschehen durch Fremdeinwirkung. Dabei kommt es mitunter zu kniffligen Situationen. Fährt man etwa beim Fußball im Eifer des Gefechts seinem Gegner etwas zu rüde in die Beine und verletzt diesen dabei, muss man sich unter Umständen sogar mit Schadenersatzforderungen auseinandersetzen. Dr. Susanne Punsmann erläutert: "Grundsätzlich gilt zwischen Teilnehmern eines Sportwettkampfs, also auch eines Fußballspiels, ein stillschweigender Haftungsverzicht, da man sich bewusst einer erhöhten Verletzungsgefahr aussetzt. Dieser Haftungsverzicht hat allerdings Grenzen, etwa wenn einer der Beteiligten grob gegen die Regeln oder grob gegen die sportliche Fairness verstößt." Die Regeln, in diesem Fall des Deutschen Fußballbundes, würden für Profisportler, aber auch für Hobbysportler gelten. In einem Gerichtsverfahren sei der Nachweis, dass es sich um einen groben Regelverstoß gehandelt habe, allerdings schwer zu führen.

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Unfallversicherung springt schon bei niedrigem Invaliditätsgrad ein

Freizeitsportler sind in der Regel über ihren Verein unfallversichert. Dr. Susanne Punsmann weist allerdings darauf hin, dass ein solcher Schutz im Regelfall nicht so umfangreich sei wie eine private Absicherung: "Häufig fällt die Invaliditätsleistung zu gering aus oder es wird nur ab einem bestimmten Invaliditätsgrad eine Leistung ausbezahlt." Hans-Jürgen Holstiege von der Ergo Versicherungsgruppe erläutert, worauf es beim Abschluss einer privaten Unfallversicherung ankommt: "Sie sollte eine ausreichende finanzielle Absicherung bieten, um durch einen Unfall bedingte Einkommensverluste aufzufangen und einen zusätzlichen Kapitalbedarf zu decken, etwa für Umbauten." Auch zusätzliche Service- und Hilfeleistungen wie Fahrdienste, Einkaufs- und Menüservice sowie Reha-Maßnahmen sollten Bestandteil des Versicherungsschutzes sein. Holstiege betont, dass eine finanzielle Leistung schon bei sehr niedrigen Invaliditätsgraden gezahlt werde, und zwar im Allgemeinen unabhängig davon, ob der Beruf noch ausgeübt werden könne.

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Berufsunfähigkeitsversicherung frühzeitig abschließen

Die Ergänzung zur Unfallversicherung ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Wer etwa aufgrund eines Unfalls oder wegen Krankheit seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, erhält durch Abschluss einer solchen Police eine monatliche Rente. Andreas Reitmeier von den Ergo Direkt Versicherungen: "Diese Police sollte möglichst schon in jungen Jahren abgeschlossen werden, denn zum einen steigen die Beiträge bei einem höheren Eintrittsalter an und zum anderen besteht die Gefahr, dass zu einem späteren Lebensalter mögliche Erkrankungen hinzukommen." Diese seien dann oft nur zu erschwerten Bedingungen versicherbar, im schlimmsten Fall könne kein Versicherungsschutz mehr angeboten werden. Die Beiträge zur Berufsunfähigkeitsversicherung sind, so Reitmeier, abhängig vom Beruf, dem Eintrittsalter, der Laufzeit des Vertrages, der Höhe der vereinbarten Rente und auch vom Gesundheitszustand des Versicherten. Die vereinbarte Rente wird dann gezahlt, wenn die versicherte Person zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig ist.

Verletzungen gezielt vorbeugen

Dr. Matthias Brem ist Mannschaftsarzt des Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg. Er empfiehlt unter anderem Dehnübungen, um Sportverletzungen vorzubeugen: "Dehnen vor dem Training sollte mit funktionell dynamischen Übungen geschehen, um den Körper auf maximale Gelenkreichweiten und zu erwartende hohe Muskelspannungen vorzubereiten. Die Dauer sollte etwa ein bis zwei Sekunden in der Endposition betragen." Dehnübungen nach dem Training könnten dagegen dabei helfen, so genannte Kontraktionsrückstände zu beseitigen. Diese Übungen würden dazu beitragen, in der Muskulatur wieder für ein normales Spannungsmuster zu sorgen. Die Dauer sollte bei etwa dreimal 40 Sekunden liegen. Wer nach längerer Pause etwa wieder mit dem Skifahren beginnen will, sollte sich, so der Tipp von Dr. Brem, rechtzeitig darauf vorbereiten, etwa durch ein Training der Muskelkraft der Beine und des Rumpfes.

INFOKASTEN

Weitere Informationsquellen für Interessierte:

  • www.sportprogesundheit.de (Ratgeberseite des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit vielen Tipps rund um das Thema Freizeitsport).
  • www.test.de (Homepage der Stiftung Warentest. Die Zeitschrift "Finanztest" nimmt regelmäßig Berufsunfähigkeits- und Unfallversicherungen unter die Lupe).
  • www.verbraucherzentrale-sachsen.de
  • (Auf den Seiten der Verbraucherschützer finden sich ebenfalls viele nützliche Informationen zur Berufsunfähigkeits- und Unfallversicherung).

Am Telefon saßen für Sie:

Priv. Doz. Dr. Matthias Brem, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, MHBA, Leiter Funktionsbereich Orthopädische Sportmedizin am Klinikum Nürnberg in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie. Mannschaftsarzt des 1. FC Nürnberg.

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Hans-Jürgen Holstiege, Experte für Unfallversicherungen bei der Ergo-Versicherungsgruppe, Düsseldorf.

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Dr. Susanne Punsmann, Rechtsanwältin und Fachanwältin für Versicherungsrecht, Düsseldorf. Betreiberin der Website www.versicherungsnehmerrecht.de.

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Andreas Reitmeier, Experte für Berufsunfähigkeitsversicherungen bei den Ergo Direkt Versicherungen, Fürth.

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Quelle: deutsche journalisten dienste (djd),